Rugby-Nationalspieler am Fritz-Reuter-Gymnasium Dannenberg
Tackeln, cleanen, ablegen.Für viele Schülerinnen und Schüler des Fritz-Reuter-Gymnasiums waren das bisher Fremdworte. Und auch das Spiel, dem diese Fachbegriffe entstammen, war für viele zunächst einmal ein Buch mit sieben Siegeln: Rugby – in vielen Ländern ein Publikumsmagnet, in weiten Teilen Deutschlands aber noch eine Randsportart und vielen Menschen nur vom Hörensagen bekannt als hartes oder gar brutales Spiel, bei dem scheinbar fast alles erlaubt ist. Dass Rugby ganz anders ist, dass Rugby den höchsten Respekt vor Gegner, Mitspieler und Schiedsrichter bedeutet, dass Rugby schnell, dynamisch, fair und körperlich extrem anstrengend ist, das lernten die 48 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler beim Rugby-Projekt im Rahmen der Kreativtage des FRG.
Sportlehrer Jochen Reinke war es gelungen, über Kontakte zum Niedersächsischen Rugbyverband die Nationalspieler Rafael Pyrasch und Nico Müller für einen zweitägigen Rugby-Lehrgang am FRG zu gewinnen. Beide sind Sportsoldaten und setzen sich hauptberuflich als Spieler und zertifizierte Trainer im Bereich des Rugby-Sports für ihr Land ein. Mit der deutschen 7er-Rugby-Nationalmannschaft scheiterten sie im letzten Jahr nur knapp und in letzter Sekunde an der Qualifikation für die olympischen Spiele in Rio.
In zwei altersgemäßen Gruppen lernten die Schülerinnen und Schüler die ersten Grundtechniken; den Umgang mit dem „Ei“, das so unberechenbar springt und hoppelt, wenn es den Boden berührt. Sicheres Passen und Fangen sind also die Grundvoraussetzungen für kontrolliertes Spielen. Rugbyspezifische Bewegungstechniken wie Körpertäuschungen, Fallen und Abrollen waren die nächsten Lernschritte. Und dann wurde auch schon das geübt, was das Rugbyspielen so spektakulär macht, das Tackeln. Der Angriff auf den ballführenden Gegner mit dem Ziel, diesen zu Boden zu bringen, muss unbedingt technisch korrekt erfolgen, damit sich niemand verletzt. Dies fordert von beiden beteiligten Spielern permanente Aufmerksamkeit und Körperspannung. Die Schülerinnen und Schüler lernten hier ganz nebenbei die Essenz des Rugbysports kennen: den Respekt vor dem Gegner.
Die beiden Trainer zeigten sich schnell begeistert vom Einsatz der Teilnehmer: „Wir haben bei Schul-Projekten selten so viel Aufmerksamkeit und Konzentration gesehen wie hier in Dannenberg.“ So konnten sie durch die schnellen Fortschritte auch schon weitere Spielelemente einführen, die das Rugbyspiel prägen. Anders als beim American Football wird nach einem regulären Tackle nicht der Spielzug beendet, sondern es wird weitergespielt. Die Mitspieler des getackelten Spielers versuchen, den Ball zu „cleanen“ und in den eigenen Reihen zu halten, so dass oft innerhalb von Sekunden ganze Wellen von Angriffs- und Tackle-Situationen entstehen. „Bei Profispielen ist das nicht ungewöhnlich, aber dass unsere Schüler so etwas in derart kurzer Zeit lernen können, hätte ich nicht zu träumen gewagt.“ – lobte Jochen Reinke, der viele wichtige Erkenntnisse für seinen eigenen Unterricht aus dem Projekt mitnimmt.
Wie sehr den Teilnehmern der zweitägige Kurs gefallen hatte, zeigten die abschließenden Äußerungen: „Ich bin richtig kaputt, habe einige blaue Flecke, aber es war einfach super!“ Und auch Rafael Pyrasch und Nico Müller waren begeistert. „Das war schon richtiges Rugby, was da gespielt wurde. Sehr beachtlich nach den paar Trainingsstunden.“
Neben dem Training lieferten die beiden Übungsleiter den Teilnehmern in einem Filmvortrag einen Eindruck vom Leben und Alltag eines echten Profi-Sportlers. Dass die beiden für zwei Tage in Dannenberg zu Gast waren, heißt keinesfalls, dass sie ihr eigenes Training in dieser Zeit irgendwie unterbrechen oder einschränken könnten. Beide verkörpern mit ihrem klaren, aber immer höflichen Auftreten in vorbildlicher Weise den besonderen Spirit of Rugby. „Als Kind wurde mir beigebracht, dass ich nach dem Training meinen gröbsten Dreck selbst aus der Umkleide entfernen muss. Dass ich mittlerweile für Deutschland spiele, hat daran nichts geändert.“ – so äußerte sich Pyrasch in einem Nebengespräch am Ende des Trainingstages. Zwei Spitzen-Sportler ganz ohne Star-Allüren mit absoluter Vorbildfunktion!